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          Caldwell im Carbon-Gewand

          Caldwell im Carbon-Gewand
           Tomáš Prachař  Tomáš Prachař
          Tomáš Prachař 
          13.09.2025
          Test des Premium-Zweibeins Caldwell Accumax in allen möglichen Schießpositionen, auch bei dynamischen Zeit-Wettkämpfen.

          Suchen Sie einen hochwertigen Bipod für Ihr Gewehr – idealerweise leichter und anpassungsfähiger als der klassische Harris? Die Accumax-Serie von Caldwell könnte die Lösung bieten.

          Titelbild: Bipod Accumax Caldwell  

           

          Die Marke Caldwell zählt zu den führenden Herstellern von Schießausrüstung – eine Vorstellung für unsere Leser eigentlich überflüssig. Zum Sortiment gehören ausgezeichnete Produkte wie eine ganze Familie von Abstütztischen und -stühlen oder der Velociradar, der Geschossgeschwindigkeit und ballistischen Koeffizienten misst. Aber nicht alles ist Glanz – etwa die AR‑Bipods für das Gewehr, die wir vor einigen Jahren testeten und deren Ergebnis enttäuschend war. Lösen die Qualitäten der Accumax‑Reihe dieses Manko aus?

           

           

          Leichtes Carbon

          Das von mir getestete Modell lässt sich stufenlos auf 15–23 cm Höhe einstellen, im Gegensatz zu Wettbewerbsmodellen wie Harris (dem „Goldstandard“) mit definierten Positionen und Federunterstützung. Bei Accumax hingegen entfällt diese – Sie drehen den Verriegelungsring, schieben das Bein heraus und drehen den Ring zum Fixieren wieder zurück. Mit etwas Übung ist das in wenigen Sekunden erledigt – wenn auch nicht so rasch wie bei einem Harris‑Bipod. Im jagdlichen Alltag reicht dieses lautlose Handling jedoch aus.

          Die Verriegelungen sind robust und halten dem Gewicht der Waffe und Rückstoß problemlos stand. Die Beine lassen sich nach vorne oder hinten klappen und werden sicher durch Druckknöpfe arretiert. Anfangs etwas schwergängig, hat sich das Spiel mit der Zeit ideal eingependelt – stramm genug für stabilen Stand, aber dennoch komfortabel zu bedienen. Persönlich hätte ich mir ein etwas flüssigeres Handling gewünscht, was jedoch den praktischen Nutzen kaum schmälert.

          Die meisten Bauteile bestehen aus langlebiger Aluminiumlegierung, die Kugel für das Gelenk aus Edelstahl, um der Abriebbeanspruchung standzuhalten. Die Beine aus Carbon-Rohren verfügen über polymerummantelte, gummierte Anti-Rutsch‑Fußspitzen, die selbst mit feuchten Händen oder Handschuhen gut griffig sind. Die Konstruktion wirkt robust genug für jegliche jagdliche Szenarien – selbst im Hochgebirge befürchte ich bei normalem Gebrauch keine Brüche. Dank Carbon wiegt der Bipod lediglich 250 g – ein Harris‑Modell in vergleichbarer Größe (inklusive Kugelgelenk) bringt 370 g auf die Waage.

          Stufenlose Längenverstellung der Beine; Fixierung mittels Drehverriegelung.


          „Zwischen Basis und Montageinterface befindet sich ein Kugelgelenk, das den Beinen volle 360°‑Drehung, Vor-/Rückneigung sowie seitliche Neigung – kurz: Beweglichkeit in alle Richtungen – ermöglicht! „

           

          Das Gelenk im Fokus

          Das getestete Modell nutzt eine Picatinny‑Schnittstelle. Zwar fehlt die Schnellablösung, aber die Verbindung mit zwei Schrauben sitzt bombenfest. Gleiches gilt für M‑LOK/KeyMod‑Versionen – leider aber selten bei Jagdgewehren zu finden. Wer keinen Picatinny auf der Waffe hat (oder nicht nachrüsten möchte), kann das Riemenbügel‑Ösenpaar nutzen – meist im Lieferumfang der Waffe vorhanden. Hier ist allerdings Feinarbeit nötig: Ein Distanzstück zwischen Vorderschaft und Bipodbasis verhindert geringfügiges Wackeln. Immerhin bleibt die Trageschlaufe weiterhin nutzbar.

          Das Kugelgelenk bietet 360°‑Rotation sowie umfangreiche Neigung – auch leichtes Vor-/Zurückkippen möglich. Im Vergleich zur Konkurrenz – die meist nur begrenztes Schwenken oder starre Bipods bieten – ist das ein gewaltiger Vorteil, insbesondere bei Präzisionsschüssen auf größere Distanz (Fehler durch ballistische Abweichung). Der Accumax passt sich auch "wildem" Gelände problemlos an. Trotzdem darf das Gelenk nicht zu locker laufen: Caldwell setzt eine Spannhebel‑Mechanik von unten ein. Damit kann man den Widerstand fein von nahezu null bis sehr stramm einstellen. Bei normaler Handhabung bleibt der Bipod stabil in Position. Der Verstellbereich ist durch den Hebel begrenzt, aber eine Feineinstellung ist über eine Justierschraube möglich. Außerdem verhindert sie, dass sich das Gelenk mit der Zeit lockert – bei Bedarf einfach etwas nachziehen.

          Der Gelenkwiderstand wird über einen Hebel justiert.

          Detailaufnahme von Gelenk und Beinmechanik.

          Varianten

          Die Accumax‑Baureihe bietet neun Kombinationen, basierend auf Montageinterface und Beinlänge. Optionen: Picatinny, M‑LOK/KeyMod oder Riemenbügel‑Ösenmontage. Beinlängen: 15–23 cm, 22–33 cm, 33–76 cm – letztere Variante erlaubt sogar Sitz‑ oder Knieschüsse. Die langen Versionen haben zwei Verriegelungsringe (drei Segmente je Bein), kürzere nur einen Ring (zwei Segmente). Der Korpus bleibt in allen Versionen gleich.

          Erwähnenswert ist auch die XLA-Serie, günstige Harris‑Kopien. Diese Lösungen sind etwas weniger robust, aber für etwa ein Drittel des Preises (ca. 1 463–2 360 CZK je nach Modell) durchaus brauchbar – selbst bei moderater Nutzung verrichten sie zuverlässig ihren Dienst. Im Gegensatz dazu sollte man die Caldwell AR‑Bipods meiden. Die XLA bietet in allen Belangen mehr Gegenwert – trotz etwas niedrigerem Preis.

          Bei der 33–76 cm‑Version ist auch Schießen im Sitzen oder Knien möglich.


          Vorteile / Nachteile

          + außerordentliche Anpassungsfähigkeit an den Untergrund

          + geringes Gewicht

          + komfortable Einstellung der Gelenkspannung

          - etwas langsameres Setup im Vergleich zu Harris

          - leicht hakelige Beinmontage

          Fazit

          Ich testete den Accumax an einem leichten 6,5 Creedmoor‑Gewehr, das recht „rückstoßstark” ist, mit etwa 200 Schuss, in verschiedenen Schießpositionen – auch bei dynamischen Lauf‑Wettkämpfen, bei denen der Bipod oft gegen Hindernisse prallt. Er überstand das ohne Schäden – abgesehen von ein paar Kratzern bleibt er voll funktionstüchtig.

          Insgesamt halte ich ihn für einen exzellenten Bipod: Anpassungsfähigkeit an den Untergrund nahezu konkurrenzlos, leicht zu justieren, geringes Gewicht, hohe Stabilität und langlebige Konstruktion – ideal für raue Nutzung und starke Kaliber. Auch das Design überzeugt: Während einige Caldwell‑Produkte optisch günstig wirken, vermittelt der Accumax echten Premium‑Eindruck. Mein Testmodell: 3 922 CZK, mittlere Ausführung: 4 315 CZK, längste Version: 6 275 CZK. Damit teurer als Caldwell‑Einsteigermodelle, aber angesichts der Konkurrenz fair bepreist. Zum Vergleich: Ein Harris‑Bipod (Kugelgelenk, Picatinny, 15–23 cm) kostet rund 4 190 CZK; Premium‑Modelle wie der Atlas starten bei 8 000 CZK. Der Harris punktet etwas bei Geschwindigkeit und Festigkeit, ist aber schwerer und weniger flexibel. Der Atlas V8 bietet sanftere Bedienung und bessere Starrheit – aber ist doppelt so schwer, viel teurer und hat weniger Gelenkspiel. Die Wahl hängt also stark von persönlichen Prioritäten und Budget ab – mit dem Accumax macht man aber wenig falsch.

          Accumax‑Bipods sowie weitere Caldwell‑Produkte sind erhältlich bei STROBL.CZ s.r.o.. Mehr Infos auf strobl.cz, oder direkt auf caldwellshooting.com .

          Fotoquellen: Archiv des Autors, Herstellerunterlagen - caldwellshooting.com

          Autor: Tomáš Prachař

          Der Artikel erschien ursprünglich im Magazin Lovec von Extra Publishing

          Accumax im Einsatz.
          Carbon ermöglicht extrem leichtes Gewicht bei hoher Stabilität.

           

           


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