.300 BLK aus .223 Rem

Angesichts der hohen Preise für Fabrikpatronen im Kaliber .300 BLK sowie für neue Hülsen und der schlechten Verfügbarkeit von abgeschossenen Hülsen, denken viele Wiederlader darüber nach, handelsübliche .223 Rem Hülsen umzuwandeln. Wie läuft das ab – und lohnt es sich überhaupt?
Die AR-15-Plattform bietet den Vorteil benutzerfreundlicher Modifikationen, einschließlich des relativ einfachen Kaliberwechsels. Abgesehen davon, dass es viele Modelle auch in Nicht-Standardkalibern wie .223 Rem direkt zu kaufen gibt. Nach 9x19 mm Luger ist .300 BLK (AAC Blackout) eines der beliebtesten Kaliber, insbesondere bei Schützen, die eine unterdrückte Spezialladung bevorzugen. Fabrikmunition ist auf unserem Markt jedoch deutlich teurer als .223 Rem, weshalb Wiederladen auf jeden Fall sinnvoll erscheint – was allerdings die Frage aufwirft, wo man Hülsen bekommt. Man kann sie sich selbst zusammenschießen, was allerdings mindestens 18,6 CZK pro Schuss kostet (SB FMJ 147 gr – beareka.cz), oder neue Hülsen für 13 CZK/Stück kaufen (Starline – strobl.cz). Aus diesem Grund sind abgeschossene BLK-Hülsen auf Schießständen rar und wenn sie online auftauchen, sind sie schnell vergriffen. Es gibt jedoch eine Alternative: Man kann .300 BLK Hülsen sicher und eigenständig aus .223 Rem Hülsen herstellen. Wie das geht?
Herstellung von Blackout-Hülsen
Das Verfahren ist theoretisch recht einfach. Vom .223 Rem Gehäuse wird der Hülsenhals abgeschnitten, die Kanten werden entgratet, das Gehäuse durch eine Vollkalibriermatrize geführt, auf die gewünschte Länge gekürzt, erneut entgratet – und man erhält eine .300 BLK Hülse.
Konkret wird die Hülse auf 34,5 mm gekürzt. Am besten geeignet sind spezielle Werkzeuge wie die „Mini Miter Cut-Off Chop Saw“ von JounJip. Mit einem herkömmlichen Hülsentrimmer funktioniert das nicht effizient, jedoch kann man auch einen normalen Winkelschleifer in einer Vorrichtung verwenden, die einen präzisen Schnitt ermöglicht. Für mich ist .300 BLK ein Kaliber, das ich nur am Rande wiederlade – ich habe ca. 300 Hülsen auf Vorrat – und nutzte deshalb eine ausgemusterte Matrize als Vorrichtung, in die ich die Hülsen einsetzte und sie grob per Hand mit einem Schleifer kürzte, dann präzise mit dem Trimmer auf 34,5 mm. Danach folgt das Entgraten der Außen- und Innenkante der Mündung zur Gratentfernung – wie bei der üblichen Hülsenbearbeitung vor dem Wiederladen. Anschließend wird kalibriert. Ich entferne die Zündhütchen-Ausstoßer-Nadel für den ersten Durchgang, der zweite erfolgt mit eingesetzter Nadel. Die Hülse muss gründlich und reichlich geschmiert werden – selbst dann wird die Matrize stark beansprucht. Für normale Schießpraxis ist das egal, aber wer auf Präzision schießt und dafür teure Matrizen angeschafft hat, sollte zusätzlich eine günstige Vollkalibriermatrize kaufen, die ausschließlich zur Herstellung von Hülsen verwendet wird. Der letzte Schritt besteht darin, die Hülse auf eine Standardlänge von 34,24 – 34,75 mm zu kürzen und die Kanten erneut zu entgraten.




Lieber neue Hülsen kaufen?
In der Praxis ist das Verfahren nicht ganz so einfach. Zunächst ist nicht jede Hülse dafür geeignet. Mit Hornady und eventuell GGG geht es, aber Hülsen von Lapua, SB oder Aguila sind deutlich schwieriger zu formen. Beim Kalibrieren erzeugen sie unzumutbaren Widerstand, was zu Verformungen am Hals führt und zu Abweichungen, die das Kalibermaß nicht bestehen – wiederholtes Kalibrieren hilft nicht. Im Extremfall kann der Hülsenrand beim Herausziehen aus der Matrize abreißen und in der Matrize steckenbleiben – dann muss er ausgestoßen werden. Um dem vorzubeugen, hilft eine sorgfältige Vorbereitung: deutliches Entgraten der Ränder, Kürzen des Halses um etwa 0,5 mm unter den empfohlenen Wert und leichtes Abschleifen der Ausstoßer-Nadel mit der Bohrmaschine um einige Zehntel mm, um dem Hals mehr Spiel zu geben und die Reibung zu reduzieren. Trotzdem liegt die Ausschussquote bei bis zu einem Drittel, und der hohe Arbeitsaufwand macht das Verfahren wirtschaftlich unsinnig. Selbst im besten Fall braucht man mit Hornady-Hülsen etwa eine Minute pro Stück – mit SB sogar doppelt so lange.
Wenn man kostenlos oder günstig Hornady-Hülsen hat, eine gut ausgestattete Wiederlade-Werkstatt besitzt und motiviert ist, kann man es machen. Andernfalls empfehle ich, lieber etwas mehr für neue Starline-Hülsen zu zahlen – eine bewährte Wahl mit langer Lebensdauer – oder einmal abgeschossene „Fundstücke“, sofern man welche bekommt.
Bildquellen: Archiv des Autors
Autor: Tomáš Prachař
Der Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift Lovec von Extra Publishing