Das Streben nach Präzision

Unter dem Namen MatchMaster findet man im Sortiment der renommierten Marke RCBS eine Reihe hochwertiger Wiederlade‑Matrizen, deren Qualität selbst professionelle Sportschützen befriedigt. In diesem Artikel betrachten wir sie genauer und bewerten ihre Vorteile gegenüber niedrigeren Matrizenklassen.
Einleitendes Foto: Im Vergleich zur Basis, repräsentiert durch Lee‑Matrizen, liefert MatchMaster messbar bessere Trefferbilder.
Das MatchMaster‑Set besteht aus zwei Matrizen: Auswerfer-/Formatier‑Matrize und Sitz‑ (Setz‑)Matrize. Je nach Ihrem Bedarf können Sie die Variante mit Full‑Length‑Formatierung (celoformátovací) wählen, die Sie besonders in Verbindung mit Selbstladewaffen schätzen, oder, wenn Sie einfach die gesamte Hülse formatieren wollen. Die andere Möglichkeit ist eine schonendere Neck‑Size‑Matrize, die nur den Hülsenhals bearbeitet. Sätze in beiden Varianten sind aktuell für 34 Kaliber erhältlich und decken damit den Großteil der bei der präzisen Sportschießerei und beim jagdlich verwendeten Gewehrmunition genutzten Patronen ab. Es sei angemerkt, dass die einzelnen Matrizen auch separat erhältlich sind.
Praktisches Fenster
In erster Linie ist die Qualität der Matrizen absolut erstklassig. Sie bestehen aus gehärtetem Stahl, die Toleranzen sind minimal, alles passt perfekt, selbst auf nicht funktionalen Flächen findet man keinen einzigen Fehler, und die Innenflächen sind poliert, um die Reibung zu verringern. Auffällig ist sofort das Fenster in der Setzmatrize, in das das Geschoss eingeführt wird. Es handelt sich nicht um einen Designeffekt, sondern um eine sehr praktische Funktionalität, die das Geschoss perfekt zentriert und so deren exakte Ausrichtung entlang der Hülsenachse ermöglicht. Bei anderen Matrizen wird das Geschoss in den Hals der Hülse eingeführt, und beim Anheben des Hubes über ihre Ausrichtung verliert man die Kontrolle. Das Ergebnis ist mehr oder weniger schiefes Einsetzen. Es handelt sich um eine sehr kleine Abweichung von der Achse, vernachlässigbar für die überwiegende Mehrheit der Schießanwendungen, aber wenn Sie in der „ersten Liga“ schießen wollen – sei es bei Wettkämpfen oder für das eigene Vergnügen oder auf der Jagd – dann wird es ab einer gewissen Distanz messbar. Aus diesem Grund setzen manche Sportschützen das Geschoss mit nicht standardmäßigen Matrizen ein, die eine perfekte Führung des Geschosses ermöglichen, wie etwa der Wilson Bullet Seater. Das Problem ist, dass Sie für solche Matrizen eine Spezialpresse benötigen und die Handhabung aufwendig ist. Stattdessen schrauben Sie die MatchMaster einfach in jede Presse mit 7/8"-14 Gewinde (Standard); Sie legen das Geschoss in das Fenster, ziehen den Stößel mit der Hülse hoch, und der in der Matrize befindliche Mechanismus mit der frei schwebenden, selbstzentrierenden Hülse richtet alles perfekt aus. In der Tat ist die Handhabung damit sogar etwas schneller und angenehmer als bei klassischen Matrizen. Die Fensterhöhe beträgt 36 mm, und da das Geschoss etwas schräg eingeführt wird, passen auch die längsten Geschosse der jeweiligen Kaliber hindurch.
Wechselbarer Bushing
Eine weitere Raffinesse ist der mikrometrisch verstellbare Sitzkolben (Seating Stem), mit dem Sie die Einsatztiefe des Geschosses sehr präzise einstellen können. Er verfügt über eine genaue, gut ablesbare Skala in Schritten von 0,001". Der Widerstand des Kopfes ist ausreichend fest, sodass er sich während des Wiederladens nicht löst.
Die Formatier‑ (Sizing‑)Matrize kann wiederum mit einem austauschbaren „Neck Bushing“ aufwarten. Dessen Zweck ist es, den Hülsenhals korrekt zu formatieren, was zu einem genaueren, schonenderen Prozess mit konsistenterem Ergebnis führt als bei klassisch gelösten Matrizen. Zudem können Sie durch die Wahl des Bushing das optimale Halsmaß vorgeben – eine zusätzliche Variable, die es Ihnen erlaubt, mehrere Optionen zu testen und jene zu wählen, mit der Sie das engste Trefferbild erreichen. Der Nachteil ist, dass Sie den Bushing separat erwerben und den passenden wählen müssen. Wie geht das? Messen Sie die Wandstärke des Hülsenhalses Ihrer verschossenen Hülsen (nehmen Sie drei zufällig ausgewählte Hülsen, messen Sie jede an drei Stellen des Halses, und bilden Sie den Durchschnitt), multiplizieren Sie diesen Wert mit zwei, addieren Sie den Geschossdurchmesser und ziehen Sie 0,001" ab. Die Bushing sind in Zollmaß gekennzeichnet, sodass in meinem Fall mit 6,5 Creedmoor die Rechnung lautete 0,015×2 + 0,264 – 0,001 = 0,293". Bushing werden in Schritten von 0,001" gefertigt, und es ist nicht verkehrt, zusätzlich zur berechneten Größe noch eine kleinere zu bestellen und dann zu experimentieren, welcher Bushing Ihnen das beste Trefferbild bei ausreichender Halsspannung liefert. Zudem können Sie damit fortgeschrittene Wiederladeoperationen wie „bumping headspace“ durchführen, die es ermöglicht, die Hülse auf originalen Standarddurchmesser im Bereich der Schlosskammer (Headspace) zurückzubringen. Aus diesen Gründen ist die Formatier‑Matrize MatchMaster nicht unbedingt die passende Wahl für Einsteiger im Wiederladen. Es erfordert einiges an Erfahrung, zu wissen, was man will, wie man es erkennt, und den Willen, zu experimentieren.

RCBS MatchMaster‑Matrizenset.
Wie man sie einstellt
Die Auswerfernadel (Decapping Pin) besitzt eine austauschbare Vorderseite und geht in einen Expander über, dessen Mantel mit Titannitrid beschichtet ist. Dieser verschleißt deutlich langsamer als gewöhnlicher Stahl und verringert die Reibung beim Formatieren, sodass die Hülse insgesamt weniger belastet wird und der Vorgang glatter verläuft. Im Lieferumfang enthalten ist auch ein Bestandteil, der anstelle des Expanders montiert wird, aber den Hülsenhals nicht berührt und somit nicht formatiert. Manche erreichen damit etwas bessere Ergebnisse, aber das ist wiederum höhere Wiederladkunst.
Was die Einstellung angeht, so schrauben Sie die Formatier‑Matrize mit angehobenem Stößel in die Presse, bis das vordere Ende das Hülsenträgerstück berührt, und ziehen sie fest. Anschließend drehen Sie das Ensemble mit der Nadel vor oder zurück, um zu bestimmen, wie tief der Hülsenhals in den Bushing eintritt. Standardmäßig sollte der Bushing nicht „hart angezogen“ sein, sondern rund 0,5 mm Spiel lassen. Natürlich ist das wieder eine Variable, mit der experimentiert werden kann, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Für das „bumping headspace“ wird die Matrize in der Presse zusätzlich um ¼ Umdrehung angezogen und der Bushing fixiert, aber das ist eine recht komplexe, fortgeschrittene Operation, die Fachkenntnisse, ein Spezialmessgerät und eine detaillierte Beschreibung erfordert, die über den Rahmen dieses Artikels hinausgeht.
Bei der Setzmatrize (Sitz‑Matrize) schrauben Sie deren festen Rand beim Eindrehen in die Presse so weit, dass er den angehobenen Hülsenträger berührt, und drehen sie dann leicht zurück, sodass das Fenster für das Einführen des Geschosses gut erreichbar bleibt. Die Matrize wird fixiert und der Sitzstempel (Seating Stem) wiederum in die obere Position gedreht. Sie setzen die Hülse ein, legen das Geschoss durch das Fenster ein, setzen es, messen und wiederholen den Vorgang durch schrittweises Herabsenken des Stempels, bis Sie die gewünschte Einsatztiefe erreicht haben.

Zerlegte Formatier‑Matrize. Beachten Sie die austauschbaren Bushing und Expander.
Lohnt es sich?
Das MatchMaster‑Set kostet 6.036 CZK, und jeder Bushing 527 CZK, was relativ hoch ist im Vergleich zu „normalen“ Matrizen, doch in seiner Klasse gehört es tatsächlich zu den günstigeren Optionen. Auf dem Markt gibt es mehrere mikrometrisch einstellbare High‑End‑Sätze, etwa den rostfreien Lyman Pro Die Pack für 10.996 CZK oder die Serien Match und Competition von Redding, deren Preise je nach Ausführung bei 8.899 CZK beginnen. Nur auf den Preis zu schauen wäre etwas unfair – zum Beispiel enthält Lyman in dem genannten Set vier Matrizen mit unterschiedlichen Funktionen – aber auch unter Berücksichtigung dieser Unterschiede schlägt sich RCBS keineswegs schlecht.
Was bekommt man also für diese nicht unerhebliche Investition? Die Antwort ist einfach: Konsistenz und Präzision, die sich positiv im Trefferbild niederschlagen. Dasselbe gilt für die erweiterten Einstell- und Abstimmungsmöglichkeiten. Wie stark das ins Gewicht fällt, hängt von vielen weiteren Faktoren ab und ist höchst individuell, wie sehr man den Unterschied schätzen wird. Zum Vergleich habe ich einen Test auf 250 m durchgeführt — mit derselben Waffe und denselben 6,5 Creedmoor‑Patronen. Ein Teil wurde mit einem einfachen Lee‑Matrizensatz (1.491 CZK) geladen, der andere mit MatchMaster. Es waren insgesamt 2×3 Gruppen à 7 Schuss, wobei der schlechteste Treffer jeder Gruppe weggelassen wurde, und die Messung erfolgte bezogen auf den Mittelpunkt der verbleibenden Treffer. Der durchschnittliche Gruppenmaß war 32 mm bei den mit MatchMaster geladenen Patronen und 37 mm bei den Lee‑Matrizen – also ein Unterschied von 5 mm. Noch einmal betone ich: Es handelt sich um eine individuelle Angelegenheit — manche erzielen einen größeren Unterschied, andere einen geringeren — aber das Ergebnis ist messbar besser und in manchen Disziplinen ausreichend, um die Platzierung des Schützen zu beeinflussen. Auch ein Hobby‑Schütze, der sich hohe Präzision wünscht, wird so etwas zu schätzen wissen, allerdings ist es natürlich nicht für jeden unverzichtbar — allein schon wegen des Umfangs an Experimentieren, der nötig ist, um eine Patrone zur Perfektion abzustimmen. Nicht jeder hat die Zeit oder die Lust, sich damit zu beschäftigen.

Vergleich zweier Trefferbilder – einmal mit MatchMaster geladen, einmal mit einfachen Lee‑Matrizen.
Quellen der Fotos: Autorenarchiv
Autor: Tomáš Prachař
Der Artikel erschien ursprünglich im Magazin Lovec von Extra Publishing




