Kaliberwechsel beim „AR“

Wenn Sie sich entschieden haben, ein Jagdgewehr auf Basis der ArmaLite 10/15-Waffen zu verwenden, möchten Sie vielleicht die Vorteile ihrer Modularität nutzen, einschließlich der Möglichkeit, auf ein anderes Kaliber umzurüsten. In diesem Artikel erläutern wir, wie das funktioniert.
Die beliebte AR-Plattform bedarf keiner ausführlichen Vorstellung. Ursprünglich eine Militärwaffe, hat sie dank ihrer Qualitäten und Beliebtheit auf dem zivilen Markt auch Jäger überzeugt. Zu den Vorteilen gehören eine zuverlässige Selbstladefunktion, ein für automatische Waffen potenziell geringes Gewicht, Präzision unter 1 MOA bei renommierten Marken und eine bessere Ergonomie als bei klassischen Repetierern. Wenn Sie natürlich ein ultra-präzises/leistungsstarkes/günstiges/leichtes/maximal einfaches oder schlicht klassisches Jagdgewehr wollen, ist die „AR“ vielleicht nichts für Sie – aber sie hat definitiv das Potenzial, ein hervorragendes Jagdgewehr zu sein. Ihre absolute Stärke ist die Modularität. Der Markt hat die Hersteller gezwungen, ununterbrochen neue Modelle und Bauteile in unzähligen Varianten und Preisen zu produzieren – mit hoher gegenseitiger Kompatibilität. Stellen Sie sich das wie ein Baukastensystem vor: anderes Schaftsystem, Lauf, Kaliber, Zubehör, Abzug – alles kein Problem. Und das Beste: Man braucht keinen Büchsenmacher! Praktisch alles lässt sich austauschen, anpassen oder sogar von Grund auf selbst bauen – genau nach Ihren Bedürfnissen. Einige Jagdgewehre bieten zwar einen Kaliberwechsel an, aber das ist meist proprietär und teuer. Beim AR dauert der Wechsel länger und erfordert Werkzeuge, aber kein anderes System bietet diese Anpassungsfähigkeit. Sie müssen nur wissen, was Sie tun – und dieser Artikel zeigt es Ihnen, insbesondere mit Fokus auf den schwierigsten Eingriff: den Kaliberwechsel.
Titelbild: AR-15 Läufe
„Bei ARs kann man praktisch alles austauschen, anpassen oder sogar selbst von Grund auf neu bauen – genau nach den eigenen Bedürfnissen!“
Ohne Drehmoment geht gar nichts
Die AR-Plattform lässt sich in AR-10-Klone einteilen, die sich auf nahezu jede Patrone umrüsten lassen, die in das verkürzte Repetiersystem für .308 Win passt. Das kürzere AR-15-System nimmt Patronen bis zur Länge von .223 Rem auf – wie z. B. .300 BLK. Es gibt jedoch deutlich mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel bietet Faxon AR-15-Läufe in zwölf Kalibern an. Ich werde den Umbau anhand der Umrüstung eines sportlich/taktischen Kurzgewehrs Perun im Kaliber .223 Rem zu einer gedämpften, jagdtauglichen Spezialausführung im Kaliber .300 BLK demonstrieren. Die Vorgehensweise gilt jedoch grundsätzlich für fast alle AR-15/10-Gewehre mit MilSpec-kompatiblen Teilen und „Direct Impingement“-System. Falls Ihre Waffe über ein Gaskolbensystem verfügt, weicht der Einbau in diesem Bereich je nach Modell ab, läuft ansonsten aber gleich ab.

Für den Umbau benötigen Sie spezielles Werkzeug. Improvisieren ist möglich, aber riskant: Sie könnten Teile beschädigen, die Waffe könnte im besten Fall unpräzise und im schlimmsten Fall beim Schuss zerstört werden – mit Verletzungsgefahr. Besser kein Risiko eingehen. Ich verwende das „Delta Series Ultimate AR-15 Armorer’s Kit“ von Wheeler Engineering – ein vollständiges professionelles Büchsenmacher-Werkzeugset, mit dem sich ein AR bis auf die letzte Schraube sicher und effizient zerlegen und zusammenbauen lässt – inklusive der meisten denkbaren Anpassungen. Aus sachlicher und qualitativer Sicht habe ich daran nichts auszusetzen und kann es empfehlen. Der Preis von 12.115 CZK ist angesichts des Umfangs, der Qualität und der Raffinesse angemessen, aber natürlich spürbar. Für 8.848 CZK bietet Wheeler ein einfacheres, aber dennoch vollständiges und für den Aufbau geeignetes Set „Delta Series AR Armorer’s Professional Kit“. Wer nur das wichtigste Werkzeug sucht – den Drehmomentschlüssel – der verwendete XL F.A.T. Wrench ist separat für 4.956 CZK erhältlich, alternativ das einfachere und weniger vielseitige „Delta Series Combo Tool“ für 1.798 CZK. Ein Schraubstock ist unverzichtbar, ebenso eine Lehre zur Messung des „Headspace“ (siehe Box). Wenn Sie nicht in ein Set investieren möchten, empfehle ich zumindest, eine Spannvorrichtung dazuzukaufen, die die Montage erheblich erleichtert und Bauteile vor Beschädigungen schützt. Es gibt verschiedene Typen – ich verwende die sogenannte „Action Rod“.

Welche Laufvariante wählen
Für den Umbau habe ich einen 254 mm langen Lauf für 8.100 CZK (prodej-zbrani.cz) von Aero Precision gekauft. Faxon hat zwar einen etwas besseren Ruf, aber für meinen vorgesehenen Einsatzzweck war Aero wegen der sofortigen Verfügbarkeit völlig ausreichend. Es lassen sich auch andere Marken bestellen – schauen Sie z. B. bei brownells.cz. Dort findet man auch komplette „Upper Receiver“-Kits mit Verschlussträger, Lauf und Vorderschaft für schnellen Tausch auf dem bestehenden „Lower Receiver“. Allerdings ist das teurer und die Auswahl begrenzter. Bei der Laufwahl achten Sie auf die optimale Länge in Bezug auf das Kaliber – um die gewünschte Leistung zu erzielen, ohne dass der Lauf unnötig lang wird, was das Handling und Gewicht negativ beeinflusst, vor allem, wenn Sie mit Schalldämpfer arbeiten. Bei modernen Läufen beeinflusst die Länge weniger die Präzision als vielmehr die Leistung. Viele moderne Patronen sind für kurze Läufe optimiert – wie etwa 8.6 BLK oder .338 ARC. Im Gegensatz dazu benötigt ein 6.5 Creedmoor mindestens 508 mm Lauf, sonst sinkt die Leistung deutlich. Recherchieren Sie online, welche Kombinationen üblich sind und mit welchen Leistungen Sie rechnen können – Tools wie GRT helfen. Ein weiterer Punkt ist das Laufprofil. Dünne, sogenannte „Pencil“-Läufe sind die leichtesten, erwärmen sich aber schnell, was sich negativ auf das Trefferbild und Treffpunktlage auswirkt – auch wenn Faxon-Pencils hier weniger anfällig sind. Schwerere Profile bieten mehr Stabilität, sind aber auch schwerer. Ein Kompromiss sind profilierte Läufe mit Rillen (Fluting). Für jagdliche Zwecke und Entfernungen bis 300 m ist ein Faxon Pencil kein Problem. Wenn Sie jedoch größere Distanzen anstreben, höchste Präzision benötigen oder in Situationen mit schnellem Feuer geraten, greifen Sie zu einem Standard- oder Heavy-Profil – beim AR-10 idealerweise mit Target/Heavy-Kontur.
Vor dem Kauf prüfen Sie die Dralllänge. Normalerweise gibt es pro Kaliber eine typische Dralllänge, aber manchmal sind mehrere Optionen erhältlich – z. B. für .300 BLK 1:5", 1:7" oder 1:8". Im Allgemeinen (nicht immer!) gilt: schnellerer Drall stabilisiert längere und schwerere Geschosse besser – und umgekehrt. Recherchieren Sie am besten bewährte Kombinationen aus der Praxis. Bleibt noch das Material: Wenn Sie einen „wartungsfreien“, feuchtigkeitsbeständigen Lauf wollen, investieren Sie in Edelstahl (meist 416-R). Ansonsten ist klassischer 4150 CMV eine bewährte Wahl.
Lapping
Die Stirnfläche des Upper Receivers, an der der Lauf anliegt, sollte absolut eben und glatt sein. Ist das nicht der Fall, kann es zu Genauigkeitsverlusten kommen – selbst bei renommierten Herstellern.Abhilfe schafft das sogenannte „Lapping“. Unser Set enthält ein „Upper Receiver Lapping Kit“, das auch separat erhältlich ist. Es besteht aus einem präzise gefertigten Stahlzylinder, der mit Lapping Paste bestrichen wird. Über eine flexible Kupplung wird das Werkzeug an eine Bohrmaschine angeschlossen und in den Laufkanal eingeführt. Beim Drehen drücken Sie gegen den eingespannten Upper, sodass die Anlagefläche exakt geglättet wird. Nach dem Lapping reinigen Sie die Oberfläche und prüfen die Gleichmäßigkeit. Falls notwendig, wiederholen Sie den Vorgang – aber tragen Sie nur so viel ab, wie unbedingt nötig!
Lapping-Prozess des Barrel Seats.
Weitere Komponenten
Der Gasblock leitet die Pulvergase vom Laufkanal zur Gasröhre. Einige Faxon-Läufe werden mit vormontiertem Block verkauft, aber meistens müssen Sie ihn selbst montieren. Kein Hexenwerk: Schieben Sie ihn über das Gasloch und ziehen die Schrauben (25–30 fl/lb) an der Unterseite auf den Laufnutungen fest. Wenn der Lauf keine Fräsung hat, müssen Sie visuell zentrieren. Manche Modelle nutzen zusätzlich eine Haltestift-Sicherung – dafür muss der Lauf kompatibel sein oder nachträglich gebohrt werden. Schrauben und ein Low-Profile-Block, über den das Vorderschaft passt, sind die sicherste Lösung. Optional können Sie einen einstellbaren Block wählen, der das Tuning erleichtert (dazu später mehr). Unser Lauf hat z. B. .750", also wählten wir einen passenden Gasblock. Am Ende wählen Sie die Gasröhre – erhältlich in verschiedenen Längen (Pistol, Carbine, Mid, Rifle) – je nach Vorgabe zum Lauf. Bei Kompatibilität können Sie Block und Röhre vom alten Lauf übernehmen.
Wenn Sie nur zwischen .223 Rem, .350 Legend und .300 Blackout wechseln, müssen Sie nichts weiter tauschen. Wenn Ihr Wunschkaliber aber keinen .378" (.223 Rem) Boden hat – z. B. .22 ARC, 6 mm ARC, .338 ARC mit .440" oder 6.5 Grendel (.443"), .458 SOCOM oder .450 Bushmaster (.475") – benötigen Sie einen passenden Bolt. Zerlegen Sie die Bolt-Carrier-Gruppe wie zur Reinigung und tauschen Sie den Verschlusskopf. Manchmal ist auch ein spezielles Magazin nötig – z. B. bei .350 Legend oder .338 ARC. Bei AR-10 sind Bolt und Magazin meist mit mehreren Kalibern kompatibel.

Los geht’s!
Wir prüfen, ob die Waffe entladen ist, drücken die Bolzen heraus, entfernen das Upper und entnehmen den Verschlussträger. Als Nächstes entfernen wir das Vorderschaft, was je nach Typ unterschiedlich, aber meist einfach ist. Dann legen wir das Upper seitlich ab und stützen den Gasblock, aus dem wir mit einem Dorn den Stift herausschlagen, der das Gasrohr fixiert. Nach dem Lösen ziehen wir das Rohr in Richtung Upper und entnehmen es nach vorn. Nun spannen wir den hinteren Teil der Vorrichtung – die Action Rod – fest in den Schraubstock ein, schieben das Upper vorn bis zum Anschlag auf und drehen es mit dem vorgesehenen Griff in die verriegelte Position. Dadurch wird es fest mit dem Lauf verbunden. Jetzt lösen Sie die Barrel Nut. Setzen Sie den neuen Lauf mit vormontiertem Gasblock und Mutter in den Schlüssel ein, lösen Sie die Mutter im Uhrzeigersinn, schrauben Sie sie heraus, entsperren Sie die Vorrichtung und entnehmen den alten Lauf. Jetzt wäre auch Zeit fürs „Lapping“, siehe Kasten.
Nehmen Sie nun den neuen Lauf mit vormontiertem Gasblock und eingeschraubter Mutter, führen ihn ins Upper ein, so dass der Passstift auf der Rückseite in die Nut passt, spannen Sie das Ganze wieder ein. Für höhere Präzision versuchen manche Schützen, die Verbindung von Lauf und Upper mit Kleber (z. B. Loctite grün), Distanzhülsen oder einem sogenannten „Thermal Fit“ zu verbessern. Manche schwören darauf, andere halten es für unnötig – beide Seiten haben gute Argumente. Ich denke, bei hochwertigen Komponenten und festgezogener Mutter ist die Unterstützung ausreichend – aber es schadet nicht, Alternativen zu kennen.
Der Teil des Laufes, der im Upper sitzt, sowie das Gewinde, kann dünn mit Fett bestrichen werden. Vergewissern Sie sich, dass alles passt, schrauben Sie die Mutter per Schlüssel mit 35–80 ft/lb an – 55 ft/lb ist meist ideal. Hat Ihre Mutter GI-Nuten, muss sie ggf. etwas fester oder lockerer angezogen werden, damit das Gasrohr durchpasst. Danach führen Sie das Rohr in den Upper ein, schieben es in den Block und sichern es mit dem Stift. Danach montieren Sie das Vorderschaft wieder – achten Sie darauf, dass es den Gasblock nirgends berührt, das könnte die Präzision beeinträchtigen. Setzen Sie die Verschlussgruppe ins Upper, verbinden Sie alles mit dem Lower, Bolzen rein – Laufwechsel geschafft!
Was ist Headspace
Ein wichtiger Schritt beim Laufwechsel ist die Kontrolle des Headspace. Vereinfacht gesagt ist das der Abstand zwischen dem Verschlusskopf und einem bestimmten Punkt in der Patronenkammer in verriegeltem Zustand. Hersteller bemühen sich selbstverständlich um enge Toleranzen und Fehlproduktionen sind selten – aber sie können vorkommen, und dann sollte der Lauf reklamiert werden.
Ist der Headspace zu klein, lässt sich der Verschluss nicht verriegeln. Ist er zu groß, wird die Hülse nicht ausreichend abgestützt und kann reißen. Aus Sicherheitsgründen sollten Sie deshalb immer den Headspace mit entsprechenden Prüflehren (Headspace Gauges) prüfen. Entnehmen Sie den Verschlusskopf, entfernen Sie Auszieher und Ausstoßer, und stellen Sie sicher, dass Kammer und Verschluss sauber sind. Der erste Prüfstift ist das „Go“-Maß: Er sollte sich mit leichtem Widerstand verriegeln lassen. Der zweite ist das „No-Go“-Maß: Der Verschluss darf sich damit nicht verriegeln. Wenn doch – ist der Headspace zu groß.
Eine günstige Improvisation ist es, eine fabrikneue, ungeschossene Patrone zu verwenden und zu versuchen, sie zu verriegeln. Danach einen Kartonkreis (z. B. aus Karteikarte) ausstanzen, zwischen Zündstift und Hülsenboden legen und erneut verriegeln. Gelingt das, ist der Headspace möglicherweise nicht in Ordnung. Diese Methode ist nicht korrekt und wird nicht empfohlen – aber immer noch besser als gar nichts zu prüfen. Viele Schützen verzichten auf teure Lehren, was nicht ratsam ist.




Feineinstellung
Es kann sein, dass Ihre Waffe etwas Feintuning braucht, um optimal zu funktionieren. Meist geht es um den Gasdruck – bei „Overgassing“ funktioniert der Zyklus nicht zuverlässig, bei „Undergassing“ wird das System überbeansprucht. Die Richtung der ausgeworfenen Hülsen gibt Aufschluss. Wenn man den Lauf als 12 Uhr betrachtet: fliegt die Hülse zwischen 12 und 15 Uhr → Overgas, zwischen 16:30 und 18 Uhr → Undergas. Ideal ist 15:00–16:30. Abhilfe schaffen entweder ein Buffer (Rückstoßdämpfer) oder ein Gasblock mit Regulator. Letztere sind teurer, aber ideal, gerade wenn man abwechselnd mit und ohne Schalldämpfer schießt. Ohne Abstimmung bläst das Gas durch das Auswurffenster in Richtung Schützen.
Buffer-Tuning erfolgt durch Gewichtsänderung: schwererer Buffer = weniger Rückstoßprobleme bei Overgas. In Buffern sind drei Gewichte (normal aus Stahl, in „Carbine“), die man durch schwerere aus Wolfram ersetzen kann. Oder man kauft gleich einen schwereren Buffer (H1, H2, H3). Zum Tuning ließe sich ein Buch schreiben – dies ist nur ein Einstieg. Für Einsteiger empfiehlt sich ein Gasblock mit Regler.
Das „Delta Series Ultimate AR-15 Armorer’s Kit“ sowie weitere Produkte von Wheeler Engineering können im Shop von STROBL.cz s.r.o. erworben werden (siehe strobl.cz).
Bildquellen: Archiv des Autors
Autor: Tomáš Prachař
Der Artikel erschien ursprünglich im Magazin Lovec von Extra Publishing