Messertest – Schrade Melee
Suchen Sie ein hochwertiges, aber dennoch preisgünstiges, universell einsetzbares Klappmesser für den täglichen Einsatz – in der Stadt wie im Outdoor-Bereich? Dann könnte das Modell Melee der Marke Schrade genau das Richtige für Sie sein.
Wenn wir mit der technischen Beschreibung beginnen, handelt es sich beim „Melee Assisted Opening Folder“ (nachfolgend nur Melee genannt) um ein Klappmesser mit unterstützter Öffnung, einer Framelock-Sicherung und einem umsetzbaren oder vollständig abnehmbaren Taschenclip. Die Klinge ist vom Typ Tanto, teilweise gezahnt, mit einer Gesamtlänge von 89 mm und einer Stärke von 3,2 mm. Gefertigt ist sie aus rostfreiem D2-Stahl. Die Gesamtlänge des Messers beträgt 203 mm im geöffneten Zustand und 114 mm im geschlossenen Zustand, bei einem Gewicht von 139 g. Der Griffrahmen besteht aus dem gleichen Material wie die Klinge, wobei eine Griffschale integraler Bestandteil des Rahmens ist. Die zweite Griffschale besteht aus G10 in dunkelgrüner Farbe. Klinge und Griff tragen eine matte, strukturierte „Stonewash“-Oberfläche. Im Griff befindet sich eine Öse für eine Sicherungsschnur, und seine Form ist so gestaltet, dass man damit auch Glas zertrümmern kann. Das Messer ist primär für das Everyday Carry (EDC) gedacht, lässt sich aber auch universell bzw. taktisch einsetzen.
Bevor wir uns den qualitativen Eigenschaften dieses Messers widmen, sei noch erwähnt: Falls Sie eher ein Fan von Drop-Point-Klingen sind, bietet der Hersteller zum gleichen Preis das konzeptionell ähnliche Modell Reckon an, das dieselben Materialien verwendet. Insgesamt führt Schrade allein im Bereich der Klappmesser über 40 verschiedene Modelle in allen erdenklichen Ausführungen, Materialien und Preisklassen – da findet fast jeder das Passende.
Titelbild: Schrade Melee
Die Tanto-Klingenform hat sowohl ihre Kritiker als auch ihre Befürworter – genauso wie ihre Stärken und Schwächen. Zu den Vorteilen gehört die Fähigkeit, flache Materialien wie Karton, Papier oder Leder präzise und sauber zu schneiden – ähnlich wie bei einem Abbrechmesser. Auch die Durchschlagskraft bei Stichen ist ausgezeichnet, ebenso wie die Schneidleistung beim Hieb, und man kann damit sogar ein wenig schnitzen. Andererseits ist sie weniger geeignet zum Kochen oder zum Verarbeiten von Holz für Zunder. Nicht, dass es gar nicht möglich wäre – das Melee ist ein recht robustes Modell, das auch im Outdoor-Einsatz einiges aushält. Für ernsthaften Bushcraft ist jedoch eine Drop-Point-Klinge die bessere und vielseitigere Wahl. Auf der anderen Seite lässt sich mit dem Melee Wild recht passabel aufbrechen und abhäuten – ich habe das in der Praxis ausprobiert. Auch wenn es sicherlich nicht die erste Wahl für diese Aufgaben ist, funktioniert es besser, als man erwarten würde.
D2-Stahl ist in Kürze gesagt etwas besser als der bekannte „Standardstahl“ 440C, insbesondere in puncto Härte, Festigkeit und Schnitthaltigkeit. Er gehört nicht zur Oberklasse, ist aber insgesamt eine sehr solide Wahl, die die Schärfe gut hält und sich relativ leicht nachschärfen lässt. Im Vergleich zu 440C weist D2 eine etwas geringere Korrosionsbeständigkeit auf (auch wenn er noch zu den rostfreien Stählen zählt). In diesem Fall stellt das jedoch kein Problem dar, da die aufgetragene Stonewash-Oberfläche für zusätzlichen Schutz sorgt. Diese sieht zudem noch ansprechend aus, glänzt nicht und neigt nicht dazu, Schmutz oder Rückstände anzuziehen – insbesondere beim Wildzerwirken, wovor ich anfangs etwas Bedenken hatte.
Vorteile/Nachteile
+ Qualität
+ Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Ergonomie und verwendete Materialien
- Art des Assisted-Opening-Mechanismus
Die Ergonomie ist ordentlich und universell. Nichts drückt oder schneidet unangenehm.
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels besitze ich das Messer seit zwei Monaten. Ich trage es praktisch jeden Tag, habe es mit auf die Jagd und mehrmals auf Touren genommen, damit alles Mögliche geschnitten und gezielt die Spitzenstabilität getestet. Das Messer ist sauber verarbeitet und für ein Klappmesser ziemlich robust. Das Material ist massiv, die Konstruktion passt, es gibt keine scharfen Kanten. Die Ergonomie ist gut auf mittelgroße bis größere Hände abgestimmt. Etwas weniger überzeugt hat mich der Assisted-Opening-Mechanismus. Positiv ist, dass die Feder im geschlossenen Zustand leichten Druck auf die Klinge ausübt, was ein unbeabsichtigtes Öffnen verhindert. Der Widerstand beim Öffnen ist gering, danach schnappt die Klinge jedoch fast explosionsartig in eine fast vollständig geöffnete Position, sodass der Daumen den Kontakt zum Daumenpin verliert. Man kann sich daran gewöhnen, und mit etwas Übung lässt sich das Messer einhändig schnell und flüssig öffnen – aber ich muss gestehen, ich könnte gut auf diese Funktion verzichten. Abgesehen davon habe ich wenig auszusetzen. Das Melee kostet aktuell 1.779 CZK, was angesichts seiner Eigenschaften ein fairer Preis ist.
Das Melee-Klappmesser hat unseren Test – abgesehen vom Assisted-Opening – mit Bravour bestanden.
Messer der Marke Schrade können Sie im Fachgeschäft STROBL.CZ s.r.o. erwerben. Weitere Informationen finden Sie unter strobl.cz oder direkt auf der Website des Hersteller – schrade.com
Bildquellen: Archiv des Autors
Autor: Tomáš Prachař
Der Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift Lovec von Extra Publishing